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Channel: Kommentare zu: Der ‘Ritualmordprozess von Tisza Eszlar’ und der ‘Kaufmann von Venedig’
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Von: Chaya-Bathya Markovits

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Bei meiner Arbeit, dem Durchforsten von alten juedisch-deutschen Zeitungen und Zeitschriften, entdecke ich so allerlei. Z. B. eine Korrespondenz aus Ungarn aus dem Jahre 1881 (glaube ich, ich kann mich momentan nicht genau erinnern, ich hab’ das aber irgendwo notiert), in der als Reaktion auf die Pogrome in Russland gesagt wird: “Gott sei Dank kann so was bei uns nicht passieren. Wir leben in einem zivilisierten Land! Wir sind hier gleichberechtigt.”

Muss das ein Schock fuer die ungarischen Juden gewesen sein, als dann ploetzlich aufgrund einer mittelalterlichen Blutmaer eine beispiellose Pogromwelle in Ungarn einsetzte! Die Zeitungen im fraglichen Zeitraum, und noch 1 – 2 Jahre danach, sind voll von Berichten ueber antijuedische Ausschreitungen aus den verschiedensten Staedten, Maerkten und Doerfern. Jedes abgaengige Kind, jede entlaufene Dienstmagd konnte eine weitere Beschuldigung bewirken. In einem Fall glaubte eine christliche Frau, dass eine Gruppe von Juden, die in einem Puszta-Wirtshaus beteten, sie abschlachten wolle. Ein anderes Mal erregte eine Jude, der mit lauter Stimme einsam in der Synagoge betete, Verdacht. Und ein ganzer Berufsstand – der der juedischen Schaechter – war a priori des Ritualmords verdaechtig.

Dem Bericht ueber den Prozess in Nyregyhaza wurden ganze Zeitungsausgaben exklusiv gewidmet. Die Prozessprotokolle wurden abgedruckt.

Aufgrund der Lektuere der Zeitungen habe ich den Eindruck erhalten, dass mit Tisza-Eszlar eine neue Phase des ungarischen Antisemitismus beginnt.


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